DEKT-Slam in Nürnberg (10.6.2023):
Badamm Badamm Badamm
Badamm Badamm Badamm
Badamm Badamm Badamm
Mein Herz schlägt.
Badamm Badamm Badamm
Ein warmer Frühlingstag.
Ich sitze entspannt im Garten.
Feierabend für heute – denke ich.
Vögel singen, Hummeln brummeln.
Glitzern liegt in der Luft.
Doch da: Mein Handy vibriert.
Es geht um – Queerfeindlichkeit.
Eine Sprachnachricht. Ich höre hin:
„Ich möchte, dass das öffentlich wird.
Damit niemand das erleben muss,
was ich in der Kirche erlebt habe.
Nie wieder. Nie mehr.“
Und mein Herz schlägt.
Badamm Badamm Badamm
Wütend. Verletzt.
Nie wieder. Nie mehr.
Badamm Badamm Badamm
Mein Herz schlägt.
Für sie, für die vielen.
Für die Sichtbaren.
Und für die Unsichtbaren.
Für meine queere Family.
Badamm Badamm Badamm
Ich erinnere mich.
Ich werde zurückgeworfen.
15 Jahre ist es jetzt her.
Mein Studium in Berlin.
Theologie, im dritten Semester:
„Aber die Bibel sagt!
Du darfst das nicht!
Das ist doch Sünde!“
Ich erinnere mich.
An ihre Blicke. An meine Angst.
An ihre Blicke. An meine Angst.
An das Flüstern. Das Raunen.
Vermutungen lagen in der Luft.
Ich schwieg, wurde stumm.
Verschloss mein Herz.
Bangte um die anderen,
in ihren Gemeinden.
„Wir verurteilen ja nicht den Sünder,
aber die Sünde, die verurteilen wir!“
Du kommst hier nicht rein.
Diese Kirche ist voll.
Und ich stelle mir Jesus vor.
Wie er im Staub sitzt.
Auf der Erde, auf dem Boden.
Malt dort vor sich hin.
Mit den Fingern in den Staub.
Bei sich, sich selbst vergessend.
„Wer ohne Sünde ist,
werfe den ersten Stein.“ (Joh 8,2-11*)
Schutt und Staub.
Statt Glanz und Gloria.
Mein Herz schlägt.
Für sie, für die vielen.
Für die Sichtbaren.
Und für die Unsichtbaren.
Für meine queere Family.
Badamm Badamm Badamm
„Ich möchte, dass das öffentlich wird.
Damit niemand das erleben muss,
was ich in der Kirche erlebt habe.
Nie wieder. Nie mehr.“
Es ist viel passiert in 15 Jahren:
Ich habe mich:
getraut, vertraut,
vernetzt und verliebt.
Manchmal verloren.
Die, die gegangen sind,
aus der Kirche.
Verletzt und wütend.
Ich habe verloren.
Oft aber gefunden:
Sichere Orte.
Menschen, die mir gut tun.
Die mir Halt geben im Sturm.
Es ist viel passiert in 15 Jahren:
Rechtliche Gleichstellung. Beinahe.
Mediale Diskussionen. Aufklärung.
Kirchliche Schuldbekenntnisse.
Queersensible Orte, Stellen.
Vielfalt. Vernetzung.
Aber auch:
Allein 2o22 –
1400 queerfeindliche Straftaten.
Davon 456 allein in Berlin.
Gestörte Gottesdienste.
Zerstörte Flaggen.
Hatespeech.
Shitstorms.
Hass und Gewalt.
Statt Glanz und Gloria.
Queerfeindliche „Meinungen“ werden veröffentlicht:
auch in evangelischen Zeitschriften und Medien.
Queerfeindlichen „Meinungen” wird Raum gegeben,
sonst ruft wieder jemand „Cancel Culture“.
Es wird lieber debattiert –
anstatt zugehört
und mit uns geredet.
Aber, liebe Kirche:
Man diskutiert nicht mit Rechten. Punkt.
Denn Hass ist keine Meinung.
„Ich möchte das nie wieder erleben.“
Nie mehr Hass und Gewalt.
Nie mehr Machtmissbrauch.
“Nie wieder. Nie mehr.”
Liebe Kirche,
jetzt ist die Zeit.
Die Zeit, etwas zu ändern.
Platz zu machen
statt Raum zu geben.
Laut zu sein.
Gegen Diskriminierung.
Gegen Hass und Gewalt.
Mit Prävention, mit Aufklärung.
Mit Sichtbarkeit, mit Glanz.
„Es werden Zeiten kommen,
in denen ihr euch danach sehnen werdet,
den Menschensohn zu sehen.
Die gerechte Welt Gottes ist da,
indem ihr zusammen seid.“ (Lk 17,20-25*)
Kirchentag in Nürnberg.
Es gewittert. Es stürmt.
Regen fällt auf die Stadt.
Peitscht gegen die Fenster.
Fällt auch auf mich.
Regen durchnässt mich.
Es donnert. Es blitzt.
Ein Glitzern liegt in der Luft.
Ich leihe mir Worte aus dem Psalm.
Rufe sie im Sturm zu Gott:
„Mein Gott bist du,
meine Zeit ist dein!
Reiß mich aus der Hand derer,
die mich anfeinden und verfolgen.
Lass dein Angesicht leuchten über mir.
Du gibst mir Schutz.
Mein Safe Space bist du.“ (Ps 31,15-25*)
Badamm Badamm Badamm
Seid mutig und stark.
Badamm Badamm Badamm
Meine Seele:
In Schutt und Staub
Es regnet
Farblose Spuren
An Fensterscheiben
Badamm Badamm Badamm
Ich male mit der Asche:
Ein Origami-Herz.