Andacht zu 7-Wochen-Ohne (21.3.2020):
Es dämmert.
Das Licht scheint durch das Fenster.
Und ein paar Vögel singen schon.
In meinem Kopf erwachen die ersten Gedanken.
Und vor allem dieser eine:
Sie ist tot.
Ganz plötzlich.
Aus dem Leben gerissen.
Ich liege im Bett.
In der Dämmerung.
Zwischen Licht und Finsternis.
Es fühlt sich alles schwer an.
Und fast schon wieder schwerelos.
Es ist ein Schweben im Dazwischen.
Gedanken kommen und gehen.
Bleiben nicht.
Verweilen nicht.
“Tage des Elends.” (Hi 30,27)
Man muss aber doch irgendwie aufstehen.
Die Kaffeebohnen mahlen, die Maschine anschalten.
Die meisten Kaffeekrümel landen auf dem Boden.
Man muss aber doch irgendwie aufstehen.
Duschen, essen.
Kleidung heraussuchen.
Schwarze Kleidung.
“Ich gehe schwarz einher.
Meine Haut ist schwarz geworden.” (Hi 30,28-30)
Man muss aber doch irgendwie aufstehen.
Die Post holen.
Und Unterlagen sortieren.
Briefe, Anrufe tätigen.
Alles mechanisch.
Das Haus fühlt sich leer an.
Dämmrig im Dazwischen.
Und alle Gedanken sind leer.
Und alle Worte sind leer.
Wir verbringen viel Zeit auf den Straßen: zu ihrem Haus.
Wir sortieren und ordnen im Dazwischen.
Nur die Gedanken ordnen sich nicht.
Die Gefühle ordnen sich nicht.
Wir schauen Gegenstände durch.
Und manchmal Erinnerungen an.
Weißt du noch?
In mir kocht es.
Und ich will schreien.
Und ich will klagen.
Und ich will trauern.
Aber wir bleiben merkwürdig stumm.
Weil es keine Worte gibt.
Nur Dinge, die zu tun sind.
Ich fege die Kaffeekrümel vom Boden.
“Ich wartete auf das Gute
Und es kam das Böse.
Ich wartete auf das Licht.
Und es kam Finsternis.” (Hi 30,26)
Was jetzt gut tut:
Menschen, die vorbeikommen.
Zum Essen, zum Reden.
Das Gefühl, nicht allein zu sein.
Das wir zusammen sind.
Einander haben und halten.
Das Gefühl, nicht allein zu sein.
Aufmunternde Worte.
Zuspruch von anderen.
Das Gefühl, nicht allein zu sein.
Das erste Frühlingslicht.
Krokusse, die blühen.
Kinder, die im Matsch spielen.
Das Gefühl, nicht allein zu sein.
Ein Buch im Schrank.
Eine Hinterlassenschaft.
Mit einem Bibelvers.
Mit einer Klage.
Woher kommt mir Hilfe?
Gott im Dazwischen. Im Dämmern.
Zwischen den Kaffeekrümeln.
Und das Gefühl, nicht allein zu sein.